Familie BURON
Die Geschichte meiner Vorfahren
Ukraine-Podolien

In der Ukraine - Podolien

Krasnodolia

Mein Urgroßvater Wilhelm und der Großvater Jakob Buron sind beide in der Ukraine/Podolien (Krasnodolie/Krasnodolja/Krasnodol/Krasnadola) geboren. Heute heißt dieser Ort  Vol'fanivka, (Latitude: 48.2 Longitude: 28.4333333), Prydnistryans’ke, und zählt zu Oblast Winnyzja, Rajon Jampil (Yampol). Er gehörte damals zum Kirchspiel Nemirow, war eine Eigentümerkolonie mit 150 evangel. Einwohnern (Angaben 1909) im Ujesd Jampol mit einer Kapelle und Kirchenschule. 1858/59 hatte das Dorf nur 95 evangel. Einwohner, davon 17 Schüler.  Entsprechend den vorhandenen Unterlagen (Odessa Library und Kirchenbücher) waren hiervon einige Mitglieder der Familien Buron gewesen.
Der deutsche Name des Ortes war Rosental. Im Film  des Teils 1 erzähle ich über die Hintergründe, wie es zur Ansiedlung kam.

Zur Google map bei TAGEO.com geht es hier.  (click on map and zoom in)

Der Ort bei mindat.org

Über die Familen habe ich weitaus mehr Kirchenbuch-Unterlagen finden können. Viele davon sind im Stammbaum zu sehen.

 An dieser Stelle ein Wort über die Heiratspolitik und Vornamens-Vergabe bei den deutschen Siedlern:

Die Gemeinschaften blieben so gut es ging zusammen. Geheiratet wurde meist nur innerhalb der deutschen Familien vor Ort oder in nahen Siedlungen. Über die Vornamen der Kinder machten sie sich entweder wenig Gedanken, oder es geschah tatsächlich aus Tradition. Jedenfalls wurden die Vornamen der einzelnen Familien immer weitergegeben, erleichtert allerdings bei Funden die Zuordnung zu den jeweiligen Stammfamilien.

In unserer Familie sind es:

Friedrich, Friederike, August, Augustine, Christian, Philipp, Philippine, Katharina, Katherine, Marie, Johann,
Johanna, Eva, Jakob (Buron)
Heinrich, Katharina, Johann, Friedrich, Anette, Peter, Lydia oder Lidia (eine Linie Schmidt)
Franz, Karoline, Blondine, Plandina, Maria, Michael, Stefan (Fleck)
Rosina, Elisabeth (Gross)
Katharina oder Katharine und Maria / Marie waren dort aber generell  beliebte Frauennamen.

Die Kirchenbücher des Kirchspiels Nemirow (auch: Niemirow) zwischen 1830 und 1865 weisen als häufigste Namen in Krasnodolia oder Krasnodole folgende Familien auf:

Buron (auch als Buro, Burro und Burow, bei gleichen Personen)
Schmidt (Heinrich, Friedrich, Jacob, Katharine, Peter, Anette u.a.)
Bredi (Christian, Karl, Gottfried)
Zeiler (Barbara, Philippine)
Gerner (Philippine,Adam, Caroline, Wilhelmine, Andreas)
Gross (Katarine, Johann)
Reuther (Lehrer)
Nussberger
Steigmann
Weil
Manche kamen später, manche zählten zu den frühen Siedlern.
In Krasnodolia heirateten  folgende Familien oft untereinander:

Buron, Schmidt, Gerner, Bredi, Gross

Man kann also sagen, dass beinahe alle deutschstämmigen Nordbessarabier irgendwie miteinander verwandt  sind.

Eine Statistik als Kirchenbuchauszug 1842 Kirchspiel Niemirow (Nemirow), zu dem Krasnodolia gehörte.

Auf www.wolhynien.de über das Kirchspiel Nemirow, Gouvernement Podolien:
Dieser Sprengel begreift das ganze Gouvernement Podolien, mit Ausnahme der Ev.Luth.
Gemeinden zu Dunajewtzy und Kamenetz-Podolsk. Das Gouvernement Podolien mit 771 Quadratmeilen und 1.747.570 Bewohnern (auf 1 Quadratmeile = 2.267 Bewohner) zählt unter diesen: 8.000 Russen, 1.290.000 Klein-Russen, 5.000 Weiß-Russen, 205.000 Polen, 42.000 Rumänen und Walachen, 1.500 Deutsche, 400 Armenier, 200 Griechen, 470 Zigeuner und 195.000 Juden. Außer den Gliedern der Orthodox-Griechischen Und der Evangelisch-Lutherischen Kirche und den oben angeführten Juden finden sich hier noch 206.948 Römische Katholiken, 3.967 Armenische Katholiken und 32 Muhamedaner.

In den Evangelisch-Lutherischen Gemeinden wurden im Jahre 1859 getraut: 11 Paare. Geboren
wurden 35 Knaben und 35 Mädchen = 70 Kinder. Es starben 17 Personen männlichen Geschlechts
und 16 Personen weiblichen Geschlechts = 33 Personen.
1. Flecken Nemirow .. Kirche von Stein, erbaut 1837, Pastorat.
Schule: 8 Knaben, 10 Mädchen = 18 Kinder. Der Lehrer erhält 18 Rbl. jährlich und von jedem
Kinde 2½ bis 5 Cop. wöchentlich, als Küster 52 Rbl. 50 Cop. jährlich, freie Wohnung und
Heizung.
Die Schule besitzt ein Kapital von 5.787 Rbl. 50 Cop.
Die Gemeinde besteht größtentheils aus armen Tuchmachern.
2. Flecken Tultschin .. Das Bethaus ist gemiethet.
3. Flecken Kamenka / Antoinettenthal .. Kirche und Schulhaus von Stein.
Schule: 35 Knaben, 21 Mädchen = 56 Kinder. Der Lehrer erhält 200 Rbl. Gage.
4. Colonie Krasnodola .. Schule: 7 Knaben, 10 Mädchen = 17 Kinder, eigenes Local. Der Lehrer
erhält 35 Rbl. Gage jährlich, freie Wohnung, Heizung und Accidenzien.
Besoldung des Predigers:
Krons-Gage 400 Rbl. – Von der Kirche 135 Rbl. – Ertrag von 37 Dessätin Pfarrland 100 Rbl. –
Wie hoch sich die Accidenzien belaufen ist nicht bekannt. Freie Wohnung und Heizung.
Kirchen-Vermögen:
Pastorat 2.500 Rbl. -- Cop.
Inventar 200 Rbl. -- Cop.
Kapital 5.800 Rbl. - - Cop.
8.500 Rbl. -- Cop.
Der Pastor wird nach §160 des Kirchen-Gesetzes vom Consistorium gewählt und vom Minister
des Innern bestätigt.


(Quelle: BUSCH "Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der
Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Rußland", St.Petersburg 1862, S. 123-133)

Die BURON tauchen erst ab ca. 1845-50 in den Listen auf, allerdings lebten einige in Dunajewzi, welches nicht zu diesem Kirchspiel gehörte. Andere waren in Kosnitza angesiedelt:

1900s Name: Kosnitsa-Velikaya, District: Yampol, Province: Podolia, Heute: Welyka Kisnyzja, Ukraine


Das Verlassen der Ukraine

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden 1915 unter Umgehung des Parlaments die so genannten Liquidationsgesetze erlassen. Auf Grund dieser Gesetze sollten der deutsche Grundbesitz in einem Grenzstreifen von 150 Kilometern Tiefe liquidiert und die Bauern ausgesiedelt werden. Dies hatte in den Jahren 1915/16 den wirtschaftlichen Ruin und die Vertreibung von rund 200.000 Kolonisten allein aus Wolhynien zur Folge. Die deutsche Bevölkerung auch aus Dörfern Nordbessarabiens sowie aus Podolien wurde an die Wolga und nach Sibbirien ausgesiedelt. Das entsprach dem Zeitgeist und der Stimmung im Land. Die Deutschen Russlands wurden als "innerer Feind" gesehen und bekämpft. Am 6.2.1917 wurden die Liquidationsgesetze auf das gesamte Reich ausgedehnt. Ich habe sie hier mal zum Nachlesen eingestellt:
Seite 1
Seite 2
Seite 3


Aus diesem Grund musste die Familie ihre Anwesen und den gesamten Besitz verlassen und wurde hinter den Ural verbannt. Wo genau sie dort gelebt hatten, ist mir nicht bekannt. Sie kehrten jedoch zurück und siedelten sich (etwa 1922) in Neu-Strymba an, denn Bessarabien war zu jener Zeit rumänisch. Obendrein lebte die Familie meiner Urgroßmutter Lidia Schmidt (bereits?) in Neu-Strymba.





Mehr über Podolien

Kirchspiel Nemirow/Winnyzia

Ahnensuche: https://www.sggee.org/deutsch/research_ger/parishes_ger/church_parishes_ger/LutheransInVolhynia_ger.html

"Nach der polnischen Revolution von 1830 kamen infolge einer Aufforderung des Generals Kraschinsky gegen 35 Luth. Familien aus Posen, Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Württemberg, um hier die Tuchfabrikation zu betreiben, wozu sie vom Grundherren der Stadt mit großen Privilegien ausgerüstet wurden. Unter anderem versprach derselbe zur Fundation der Pfarre 20 Dessjatin Land, sagte auch den Bau der Kirche und des Pastorats zu. An der Ausführung seiner Pläne verhindert , verkauft er Gut Dunjajewzy im Jahre 1850 an einen polnischen Edelmann Skibinewsky welcher im Jahr 1859 den Grundstein zur Kirche legen ließ.
Was den Zustand der Gemeinde betrifft, so ist hier zu unterscheiden zwischen den Gliedern der Gemeinde, welche in Dunajewzy selbst, und denen, welche auf dem Lande als Krüger, Müller, Gärtner usw. wohnen. Die Ersteren erfreuen sich einer ziemlichen Wohlhabenheit, sie sind als Handwerker hierher gekommen und Einige von ihnen besitzen schon ein bedeutendes Vermögen. In traurigem Zustande befinden sich die Deutschen auf dem Lande.  Der Pastor hat dort Kinder gefunden, die schon acht Jahre alt und nicht getauft waren."
(Aus: Ergänzungen der Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen und Schulwesens der Ev-Luth. Gemeinden in Russland, Band 1, E.H.von Busch)

Alte russische Maße: 1 Dessjatine = 2.400 Saschen² = 10.925,4 m²



Und wo waren die BURON davor?

Posen/Poznan

Großvater Jakob besuchte gelegentlich Verwandte bei oder in Posen, wurde mir von Vater berichtet. Als Geburtsort des Ahnen Friedrich Buron, geb. 1802, wurde in den Besarabian Collections ebenfalls Posen angegeben. Es kann aber auch die gesamte Region Posen betreffen.
Der Vorname der Mutter war Elisabetha, Geburtsname unbekannt. Und dann hat es zusätzlich das Problem der Schreibweisen des Namens. Suchen in Kirchenbüchern brachten leider noch kein Ergebnis.

Die Hugenotten

BURON ist ein Hugenottenname und ist in der Hugenottenkartei enthalten, wie mir mitgeteilt wurde.  Auf der nachfolgenden Webseite erfährt man viel über ihre Geschichte, auch ihre Ansiedlung in Preußen.
Link: Deutsche Hugenotten-Gesellschaft